Für die Symphonie von A. Bruckner bilden die Tonarten im Quintenzirkel des Tierkreises den grundlegenden Aufbau für den übergeordneten Wesenscharakter der Stimmführungen. Im ersten Satz (Takt 249–284) komponiert Bruckner die Durchführung von acht Mal vier Takten in einer Folge, welche eine bildhafte Anschauung im Tierkreis hervorruft (s. Zeichnung) mit der anschliessenden Reprise in der Grundtonart der Symphonie in E–Dur. Diese majestätische Tonart strahlt aus dem Tierkreisbild des Löwen. „Erstehe mit Sinngewalt / Gewordenes Weltensein...“, sind dazu die Worte von Rudolf Steiner aus den Zwölf Stimmungen (GA 40).
Die aus dem Tonbild des musikalischen Motivs hervorgehenden eurythmischen Gebärden finden ihre bildhafte Gestaltung im Ausdruck und in der Bewegung der Gesten, wobei die musikalischen Pausen der Eurythmie die Gelegenheit bieten, ihren künstlerisch geformten Bildcharakter darzustellen.
Diese Gestaltungsprinzipien gelten für alle vier Sätze der Symphonie: Allegro moderato, Adagio, Scherzo, Finale. Die choreographischen Eurythmieformen des ersten, zweiten und vierten Satzes entwarf Lili Reinitzer im Jahr 2002 mit Erweiterungen im Jahr 2010. Für den dritten Satz wurden diejenigen von Elena Zuccoli aus dem Jahr 1935 einbezogen.
Wenn innerhalb der Eurythmie neue Impulse erscheinen, so kann man auf die bedeutende eurythmische Komposition der Saturn–Entwicklung von Annemarie Dubach–Donath hinweisen. Sie vermochte aus den von Rudolf Steiner geschilderten Bildern der Weltentwicklung (Die Evolution vom Gesichtspunkt des Wahrhaftigen, GA 132.) die eindrückliche eurythmische Komposition durch künstlerisch spezifische Gebärden zu gestalten. Ihrer Aufforderung zufolge komponierte Josef Gunzinger die Symphonische Dichtung Saturn für grosses Orchester, dargestellt in zwölf Bildern.