Züchtung feldresistenter Tafelobstsorten

aus Nachkommenschaften von „wilden“ Sämlingen aus Kultursorten unter besonderer Berücksichtigung biologisch-dynamischer Massnahmen

Niklaus Bolliger ist sattelfester Agronom, vertraut mit den wissenschaftlichen Regeln des Züchtens. Sein Ziel ist, geeignete Apfelsorten zu züchten, die im biologisch-dynamischen Umfeld gedeihen und den heutigen Ansprüchen ohne chemische Behandlung gerecht werden. Bolliger ist aber mehr als ein Züchter, er ist Gestalter. Mit innerer Anteilnahme erlebt er Pflanzen in ihrer Ganzheit mit der Umgebung.
Er denkt nicht primär nach genetischem Schema, sondern aus dem Wesen der Pflanzen. Die in diesem Projekt angesprochenen Inselbäume sind lebendiger Ausdruck der windig feuchten Nordseeinsel mit entsprechend rauhen Äpfeln. Könnten nicht, daraus herausgezüchtet in gegensätzlichem Walliserklima bei Licht, Wärme und Fels, in der nächsten Generation wieder aromatische, farbige Sorten entstehen unter Beibehaltung der vorher erworbenen Lebenskraft und Resistenz? Diesen Gedanken will Niklaus Bolliger auf die Probe stellen.


Projektziele
• Selektion von hochwertigen Tafelobstsorten mit guten Eigenschaften für den biologisch-dynamischen Anbau dank hoher Feldresistenz
• Die Erforschung der Wirkung von Einflüssen des Umfeldes vor, während und nach der Züchtung.

Besondere Widerstandsfähigkeit – ein Phänomen
Auf der nordholländischen Watteninsel Schiermonnikoog sind in den Dünen im Laufe der letzten Jahrzehnte eine stattliche Anzahl „wilder“ Apfelbäume gewachsen. Ausgekeimt aus Kernen von Apfelresten, die von Touristen weggeworfen wurden, stammen sie von gewöhnlichen Tafeläpfeln ab. Im Gegensatz zu letzteren aber haben die meisten der Schiermonnikoog-Äpfel eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Pflanzenkrankheiten wie Schorf und Mehltau. Sie behalten diese Robustheit sogar auch, wenn sie von der Insel weg ans Festland gebracht werden. Dieser sehr erwünschten Eigenschaft steht eine Fruchtqualität gegenüber, die sich im Allgemeinen durch grobzelliges weiches Fruchtfleisch mit wenig Geschmack äussert. Die meist recht grossen Früchte sind vom Aussehen her vielfach wenig attraktiv und nur schwach ausgefärbt. Das Phänomen der Inseläpfel wurde von einem ehemaligen Mitarbeiter des staatlichen Züchtungsinstituts I.V.T. in Wageningen eingehend untersucht und beschrieben (Tijs Visser, 2001: Die wilden Äpfel von Schiermonnikoog; erhältlich bei: Vermeerderingstuinen Nederland, Horst NL).

Hypothese und Idee
Die biologisch-dynamische Pflanzenzüchtung geht von der Hypothese aus, dass die Bedingungen des Standortes einen wesentlichen Einfluss auf das Zuchtgeschehen ausüben können. Die Idee des vorliegenden Projektes besteht darin, die auf der Watteninsel konstitutionell erstarkten Pflanzen in eine gegensätzliche Landschaft zu bringen, um in der nächsten Generation Geschmack und Farbe zu fördern.
Betrachten wir den Inselstandort unter dem Aspekt der klassischen vier Elemente, so können wir feststellen, dass das Erdig-Feste sowie das Feurige sehr schwach wirken, während das Wässerige und das Luftige stark dominieren. Ein dazu komplementärer Standort konnte im Wallis gefunden werden. Auf einer südexponierten Felsenterrasse ob Fully liegt die Domaine de Beudon, die seit Jahrzehnten von Jacques und Marion Granges biologisch-dynamisch gepflegt wird. Die kristalline Umgebung wird von Licht und Sonne durchflutet. Düfte von aromatischen Kräutern und die bunte Insektenwelt lassen keinen Zweifel aufkommen, welche Elemente hier vorherrschen.

Förderung durch Sampo: 7.500 CHF

Weitere Dokumente:

Projektbeschreibung (PDF)

CV Bolliger (PDF)

Übersicht zur Projektplanung siehe Jahresbericht 2006 Seiten 10 und 11 (PDF)

Mehr Informationen Teilprojekt 3 des POMA CULTA, Obstzüchtungsprogramms. Projektleitung: Niklaus Bolliger-Flury, Dipl. Ing. Agr. ETHVerein POMA CULTA Mühledorfstrasse 17, 4577 Hessikofen, info@pomaculta.org www.pomaculta.org

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Niklaus Bolliger beim Degustieren: Äpfel sollen knackig, saftig und aromatisch sein, sowie ein ausgewogenes Verhältnis von Säure und Zucker aufweisen.

Nordseeäpfel auf einer Sonnenterasse im Wallis: Führen Urgestein und Sonne zu einer positiven Veränderung der Fruchteigenschaften in der nächsten Generation?

Ansprechende Äpfel von Zufallssämlingen der Nordseeinsel Schiermonikoog: Eine typische Gemeinsamkeit ist das leider sehr weiche Fruchtfleisch.




 
 


 

Sampo
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4143 Dornach

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